Zu Gast bei Freunden - das Bahnhofsfest der 3-Seenbahn. (2024)
Am 15.08.2024 machte ich mich von Hamburg auf den Weg nach Seebrugg am Schluchsee. Hier wollte ich mir einmal persönlich ein Bild vom Bahnhofsfest, mit seinen Vorführungen vom Güterverkehr, in einem kleinen Ort im Schwarzwald machen.
Im Austausch der Gedanken waren wir schon etwa seit einem Jahr, denn wir im Norden und die 3-Seenbahn im Süden sind bisher die einzigen, welche den Transport von Gütern mit verschiedenen Ladungsträgern der Vergangenheit, in Deutschland vorführen.
Eingetroffen am Bahnhof Seebrugg, bekam ich gleich den Eindruck von der Schönheit dieses Ortes.
Von innen wurde der Bahnhof wieder so gestaltet, wie er einmal ausgesehen hat - mit Fahrkartenschalter, der zur Abfahrt der Museumszüge geöffnet ist und der Gepäckannahme.
Umsäumt ist der kleine Warteraum von Bänken und einem Stehpult.
Hier nun der Blick in die andrere Richtung auf den Museumszug und den Schluchsee.
Auch die ehemalige Bahnhofsgaststätte wurde übernommen und bietet draußen Getränke und Kuchen an.
Ein Blick auf die Straßenseite mit Haltestelle, der von hier abgehenden Buslinien.
An die andere Steite schließt sich der Güterschuppen für Gepäck und Expressgut an.
Und nun geht es in längst vergangene Zeiten zurück - die 3-Seenbahn hat sich in der Darstellung des Betriebs, auf die Jahre zwischen 1945 und 1960 mit Fahrzeugen, die in dieser Region heimisch waren, verschrieben.
Etwas weiter östlich ist der eigentliche Ort der Vorführungen - der ehemalige Güterbahnhof wurde ab 2008 aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, es war mittlerweile ein Wald darüber gewachsen und sämtliche Gleise mussten neu verlegt werden.
Und nun beginnen wir mit der Vorführung des Kohlenhändlers Zweigle, in Person von Jens Reichelt, dem Initiator des Zeitreise-Projektes 3-Seenbahn, in korrekter Kleidung. Erklärt wurde per Mikrophon und Lautsprecher, sodass jeder Besucher es verstehen konnte.
Hier wurde die Handarbeit vom Entladen des Kohlenwagens bis zum Absacken und laden auf das Lieferfahrzeug, einem Tempo-Dreirad von 1942, alles gezeigt. Die Besucher konnten dabei auch selbst Hand anlegen, um die schwere Arbeit nachzuempfinden und die verschiedenen Sorten wie Steinkohle, Koks und Eierkohle wurden erklärt. An der Bemerkung eines Schülers, er kenne keine Kohle, merkt man erst, dass schon zwei weitere Generationen gewachsen sind.
Hier sieht man die Weiterentwicklung der Waggons, die Bahn war sehr kreativ und entwickelte ihe Waggons zur Erleichterung der Bedienung weiter, hier ist ein Wagen mit einzelnen Mulden zu sehen, mit dem man die Ladung in das abholende Fahrzeug kippen und dosieren konnte - eine erhebliche Arbeitserleichterung und Zeitersparnis!
Auch die Gleiswaage wurde genau erklärt und vorgeführt.
Nun begann das Rangiergeschäft - es wurde vorgeführt, wie die einzelnen Waggons von einem Zug, an die Ladestraße oder in den Gleianschluß gebracht wurden..
...und wie sie vom Rangierer entkuppelt wurden.
Hier wird ein Wagen mit Holzwolle am Freiladegleis bereitgestellt.
Und wieder entkuppeln der einzelnen Wagen.
Bereitgestellt zur Entladung an der Seitenrampe, wurde dieser neue Büssing Commodore.
Und da steht auch der Wagen mit den Holzwolleballen zur Entladung bereit.
Ebenso wurde das Bier, der in der Nähe gelegenen Rothaus-Brauerei, der Marke Tannenzäpfle, in Kühlwagen mit Stangeneiskühlung abgefahren.
Und schließlich war auch dieser Bahnhof ein bedeutener Umschlagplatz für Stammholz, das aus dem Wald mit Langholz-Anhänger zum Umschlag auf die Rungenwagen der Eisenbahn gebracht wurde.
Links erklärt Jonathan Wölfle, wie auch das Rangieren und den Stückguttransport, detailliert mit kleinen Anekdoten zum Schmunzeln, das Laden der Stammhölzer auf den Rungenwagen.
Und hier kommt der Breuer-Traktor, um einen Wagen in den Gleianschluß einer Fabrik zu ziehen. Dabei handelt es sich um ein selbstfahrendes Rangiergerät auf Basis LKW-Technik, welches für kleine und enge Gleisanschlüsse gedacht war, in denen eine Lokomotive zu groß oder nicht notwendig erschien.
Die Kupplung und ebenfalls die Hubvorichtung, mit welcher man den Wagen anheben konnte, sodass sich das Reibungsgewicht des Traktors erhöhte, wurden beide aus dem Fahrerhaus bedient - der Fahrer musste dazu nicht aus dem Gerät steigen.
Und zu guter letzt wurde auch noch die Verladung auf einen Langolzanhänger vorgeführt. Da es noch keine Holzkrane zum Laden auf die Fahrzeuge gab, bediente man sich der Seilwinde. Dabei wurden die Seile über Umlenkrollen auf dem Anhänger bis um die Stämme geführt und wieder am Anhänger befestigt. Zog nun die Seilwinde an, rollte der Stamm auf den Anhänger.
Das Langholzgespann ist beladen.
Der Nachlenker hat links am Heck des Anhängers Platz genommen und die Fahrt des Hanomag R40 kann beginnen.
Und meine Arbeit während dieser drei Tage war, bei der Vorbereitung und den Vorführungen beim Stückgut und kommentieren mitzuhelfen - und neue Ideen für das nächste Bahnhofsfest zu liefern.
Bilder:
Jürgen Danner
Text:
Jürgen Danner